in der doppellinde überm schmerzensmann bauen wir ein nest voller vogelrufe unsere ohren: und herzen das junge laub: besänftigt schnurrt darin der wind gurrt und turtelt brütet sturm aus na und! dann fliegen wir eben dem schmerzensmann um die dornenkrone zuckt schon der erste blitz: he rufen wir steig herab vom kreuz starke arme hat der sturm: für uns für dich und fegt kronen vom kopf: viel zu lange schon blutet das lärchenholz verharzt leib lenden gesicht: flieg schmerzensmann flieg: so nest über kopf über kreuz wollen wir endlich erlösung sehn
Sehr früh bin ich aus einem leichten Traumgespinst aufgewacht und habe nach dem kleinformatigen, dicken, in grünes Leinen gebundenen Rilkeband gegriffen, der neben meinem Bett steht. Habe die Neunte Elegie aufgeschlagen und wieder ein Stückchen tiefer verstanden. Der Schluss so schön und ein guter Start in den sonnigen Tag – den lichtesten seit langem: Siehe, ich lebe. Woraus? Weder Kindheit noch Zukunft werden weniger … Überzähliges Dasein entspringt mir im Herzen.
Die Linde vorm Haus hat alle Schneelast abgeschüttelt und ist wieder lichtdurchfällig. Die monatliche Wasservogelzählung steht an. Aber Kiesgrube, Weiher, Windachspeicher, alle kleinen Gewässer sind zugefroren, nur Schattenpfützen und schnurgerade Spuren – Feldhasen, Füchse? – die sind hier jedenfalls oft unterwegs. Alle Vögel scheinen ausgeflogen, bis auf einen kleinen Goldammertrupp und die unentwegten Rabenkrähen. Aber auf dem Lech mit seinen Staustufen, insbesondere der Lechstaustufe bei Apfeldorf, da müssten die doch zu finden sein, die wir seit langem erwarten …
Schon oben auf der Straße sind ihre Posaunenklänge zu hören, nähern und steigern sich, als wir durch den Schnee nach unten stapfen. Jetzt können wir sie endlich ins Auge fassen, besser noch ins Spektiv-Okular, die eleganten Schönen aus dem hohen Norden, denen der Stausee am Lech das bedeutet, was für unsere Zugvögel Afrika ist: ihr weit im Süden gelegenes Winterquartier, das sie Jahr für Jahr wieder aufsuchen. Ob diese hier dieselben sind, die wir letztes Jahr sahen und hörten, genauer gesagt: Anfang des Jahres? Denn der Jahreskreis zwischen Winter und Winter hat sich so schnell geschlossen.
Die Bucht vor der Schilfzunge ist zugefroren. Im Januar war sie frei. Zwischen den Singschwänen mit ihrem erhabenen Geschau wimmelte das kleinere Wasservolk, darunter eifrig gründelnde Spießenten, die ihrem Namen getreu mit spitzen Schwanzenden die Luft durchspießten.
Heute eine ganz andere Szenerie: der federblaue Himmel hält alles in sein Licht getaucht, ganz besonders die großen Vögel da draußen, weit außerhalb der Fluchtdistanz, die sich ungestört präsentieren können. Ein paar der sechzehn, die zu sehen sind, gründeln am Ufer gegenüber, die meisten stehn oder ruhen in kleinen Gruppen auf dem Rand des Eises, Weiß über Weiß, darüber der sonnengelbe Schnabel, die Spitze schwarz abgesetzt, darüber die glitzende Wintersonne – so viel Licht über Licht, das vertreibt fürs erste die Wintergespinste und lästigen Coronagrillen. Ob sie überhaupt etwas von uns wahrnehmen? Vielleicht ein schwächliches Ufergewusel, das sie getrost außer Acht lassen können?
Welcher Anlass auch immer ihre Stimme lockert: von Zeit zu Zeit ein Ruf, dem ein anderer antwortet, von nah, von fern, denn flussauffwärts sitzen noch mehr – dann zu zweit ein kleines Duett – und wenn’s passt fließen mehrere Duette zu einem Posaunenchor zusammen, das kann auch im Flug passieren: Schwanengesänge, die den Schönen ihren Namen gegeben haben. Im Gegensatz dazu wurden Höckerschwäne denen dieser Posaunenklang mangelt, früher „Stumme Schwäne“ genannt. Was durchaus ungerecht ist, denn wer hat nicht schon das spektakuläre Singen ihrer Flügel gehört und bestaunt?
Wie meistens gibt es, will man Tonaufnahmen machen, diese und jene Widrigkeit – die ärgerlichste ist plötzlich einsetzendes Schweigen, wenn endlich alles für die Aufnahme bereit ist. Als ich unten angelangt bin und meine Geräte aufgebaut sind, ist die Rufoffensive erstmal vorbei, und ich muss geduldig warten, bis die Rufe wieder hochbranden und ich sie dokumentieren kann – ihr archaischer Hall rührt mich immer wieder an.
Während die Singschwäne pausieren, lasse ich meinen Blick durchs Spektiv über die Pulks anderer Wasserervögel schweifen, die weiter weg hin und her und durcheinander schwimmen. Zu meinem Bedauern taucht auch heute zwischen Schnatter-Stock-Krick-Tafel-Reiher-Spieß-Schellenten das weiße Blässhuhn nicht auf, ein sehr seltene genetische Abweichung. Als ich es letztes Jahr zu meiner Verblüffung entdeckte, ist mir versichert worden, dass es hier jahrelang immer wieder gesehen wurde. Ob es noch lebt? Wie es wohl so lange überleben konnte, so auffällig wie es war, ein kleines weißes Segel, weithin leuchtend zwischen all seinen schwarzen Artgenossen.
Dann beginnnen die Singschwäne erneut zu rufen. Auf ihrem Eisrand stehend. Hoch steht die Sonne. Ich stehe mit kalten Füßen, Kopfhörer und heißen Ohren am Uferhang, ein Zaunkönig huscht vorbei, und ich bin so vergnügt, wie man an einem solchem Tag nur vergnügt sein kann. Am liebsten würde ich mitsingen – eine wilde Wassermelodie, des Winters wegen ein wenig auf Moll gestimmt, aber leider, es mangelt meiner kleinen Stimme an jeglichem Posaunenhallklang – und ich ziehe zusammen mit meinem Gefährten ungesungen, aber glücklich nach Hause.
Letzten Freitag waren alle Zweige und Äste der Doppellinde, die unserem Haus gegenüber steht, bis in die kleinsten Verästelungen weiß ummantelt – da hatte sich der tagelange zähe Hochnebel in Eiskristalle verwandelt und in feinen Lagen um die Äste gewickelt. Kurz darauf begann es zu schneien, zunächst dünn und zögerlich, tags darauf in dicken Flocken. Der Baumzauber war schnell dahin, der zähe graue Novembernebel abgelöst vom Weiß über Weiß, vorübergehend. Auch damit ist es schon wieder aus. Heute toben hier Sturmböen, treiben große Schneefahnen hoch, verwehen die Grenzen zwischen Straßen, Feldern und Böschungen. Schneenebel, Chaos, Unfallwetter. Die meisten Vögel haben sich weggeduckt. Ihre Anmut: wie sie sich aufplustern, sich aufschwingen, durch Schneeflockenwirbel schlüpfen, täuscht ohnehin oft darüber hinweg, wie hart sie täglich aufs Neue um die bloße Sicherung ihres Überlebens kämpfen müssen, besonders im Winter. DasRotkehlchenzum Beispiel.
Kurz vor dem großen Schneetreiben fand ich neben einer Auffahrt im Nachbardorf ein Stillleben, im Grunde ein Anti-Stillleben, das ich nur gegen innere Widerstände über diesen Beitrag setzen kann. Setzen muss, denn es ist so kennzeichnend für das, was wir noch zulassen an Natur. Statt Zaun eine sogenannte Gabione: zwei Eisenstabmatten, der Zwischenraum mit Bruchsteinen hoch angefüllt und mit Maschendraht überzogen. Davor, zwischen Schneelachen, ein rosafarbenes Löwenmäulchen, keine Wild-, sondern eine Gärtnerpflanze. Aufrecht, blühend, frierend, gerade noch so der Stein&Stahlwüste entkommen. Versprengter Fremdling. Dennoch voll Farbe und Licht.
Sonst ist Lichtvolles wenig zu berichten, insbesondere nicht aus der großen weiten Vogelwelt. Zumal ich durch eine RS-Grippe wochenlang lahmgelegt war. Die Pandemie läuft weiter zu großer Form auf. Nach der Delta-Mutante ist gerade eine sogenannte Omikron-Mutante aufgetaucht. Corona Corona überall. Der nächste Lockdown steht vor der Tür und das in einer Jahreszeit, in der das Licht täglich um ein Stückchen mehr schwindet.
Darüber wird die Dramatik dessen, was uns alle viel stärker noch an den Rand des Abgrunds bringt: Stickstoffüberschuss, Klimawandel und vor allem Verlust der Artenvielfalt hartnäckig übersehen, dringt nicht wirklich ins Bewusstsein vor. Dass es sich nicht bloß um „die Anderen“ handelt, um das Verschwinden von beispielsweise Gelbbauchunke, Feldhamster, Großem Brachvogel, die leider kaum noch jemand kennt, sondern um Menetekel, die das Zusammenkrachen großer voneinander abhängiger Komplexe, das sechste Massenaussterben der Erdgeschichte anzeigen, wird nicht zur Kenntnis genommen. Und schon gar nicht, dass wir mittendrin stecken im Chaos, jeder Einzelne. Apokalypsenblindheit hat Günter Anders das schon vor 25 Jahren genannt.
Nun ist Chaos ja eine Lebenskraft, die uranfängliche Formlosigkeit und Dunkelheit, aus der allein Neues aufgebaut werden konnte und kann. Aber was heißt das für uns und unsere gegenwärtige Welt, in der alte Sicherheiten und Gewissheiten schwinden wie Schnee an der Sonne? Und was vermag dabei ein Löwenmäulchen auszurichten, das den Steinen sein Leben abtrotzt? Oder ist das auch bloß eine irreführende Chiffre? „Du musst das Chaos in dir haben, um einen tanzenden Stern zu gebären“, hat Nietzsche gesagt. Das klingt schön. Das klingt erschreckend. Was geschieht mit uns, was müssen wir geschehen lassen, wenn erst auf einer so hohen Ebene Hoffnungslosigkeit ausgeschlossen werden kann?
Gerade ist er über die NaturschutzverbändeNABU undLBVzum Vogel des Jahres 2022 gekürt worden, dieser Upupa epops, der auch zu jenen gehört, bei denen man nicht glauben kann, dass die Evolution soviel Extravaganz aus reiner Notwendigkeit hervorgebracht hat. Diese Federkrone, diese Farben, dieses Flügelmuster. Dieser Stocherschnabel! Und dieser Ruf!! Auch ich habe ihn, den schmerzlich Vermissten, gern gewählt. Er ist seit langem nicht mehr Brutvogel in unserer Region. Aber einzelne Wiedehopfe ziehen hier jährlich wenn auch spärlich durch, im Frühjahr oder August, denn sie sind Zugvögel, recht wärmeliebend und überwintern im Savannengürtel südlich der Sahara. Wenn sie plötzlich in einem oberbayrischen Garten erscheinen, vereinzelt meist, dort sogar mehrere Tage im Boden stochern, staunen die Gartenbesitzer nicht schlecht beim Anblick dieser ausgefallenen Erscheinung.
Auch dieses Jahr sind in unserem Landkreis fünf einzelne Wiedehopfe gesichtet und über ornitho gemeldet worden: einer Anfang April in einem Garten in Dettenschwang, vier zwischen Mitte und Ende August am Ammersee-Südende, in Landsberg, Unterdießen sowie in unserem Nachbardorf, in Thaining. Und das war alles!
Schon lange wollte ich diesen schönen Exoten beobachten und vor allem: hören, live!, und mochte nicht recht auf den unwahrscheinlichen Zufall warten, dass sich ein solch seltener Gast auch einmal in unserem Garten niederlässt oder mir auf meinen Streifzügen begegnet. Ihn Exot zu nennen ist genau genommen falsch, denn trotz seiner ausgefallenen Erscheinung ist er alles andere als fremdländisch, gehört seit alters her in unsere Kulturlandschaft und war auch in Bayern bis Mitte des letzten Jahrhunderts weit verbreitet. Das letzte bayrische Brutvorkommen erlosch 1997. Die wenigen Brutvorkommen, die es inzwischen wieder in Mittel- und Unterfranken gibt, kann man an zehn Fingern abzählen, der Schöne ist hier also weiter vom Aussterben bedroht.
Warum? Er ist Höhlenbrüter, braucht alten Baumbestand in halboffenem Gelände mit nur kurzer Vegetation und als Nahrung Großinsekten, insbesondere Maulwurfsgrillen, Käfer, Heuschrecken und ihre Larven und kommt deshalb in Mitteleuropa vor allem in extensiv genutzten Obst- und Weinkulturen, in Gegenden mit Weidetierhaltung und Ruderalflächen vor. Die Betonung liegt auf extensiv, und das heißt: Flächenfraß, Überdüngung und Pestizide, die den Insekten den Garaus machen, bringen auch ihn zur Strecke.
König der Vögel?
Ein so extravaganter Vogel hat natürlich in Redewendungen, Voksliedern, Kultur und Literatur seine Spuren hinterlassen. Dazu ein paar Beispiele:
Wenn jemand angeblich wie ein Wiedehopf stinkt, so rührt dies von einer sehr effektiven Verteidigungsstrategie zur Brutzeit her: Alte wie Junge besitzen eine Drüse mit einem übel stinkendem Sekret, das sie bei Gefahr einem Feind entgegen spritzen.
Dass der Wiedehopf in Alle Vögel sind schon da der Braut einen Blumentopf schenkt, ist sicher nur schlicht dem Umstand geschuldet, dass topf sich auf hopf reimt.
In der berühmten mystischen Dichtung Vogelgespräche des Fariduddin Attar aus dem Persien des 12. Jahrhunderts hat er hingegen die schwerwiegende Aufgabe, 1000 Vögel auf einer gefährlichen Reise zum Simurgh, dem Vogelkönig, zu führen. Nur 30 Vögel schaffen es bis zum Ziel – um am Ende im König ihre eigene Identität zu erkennen.
Und was sagt Robert Gernhardt 2002 zu seinem drohenden Verlust?
Fehlte der Wiedehopf, fehlte noch mehr: fehlte ein steter Ruf, fehlte ein rascher Flug, fehlte ein lichtes Braun, fehlte schwarz-weißes Flirr’n, fehlte dieses ganz einzigartig mitreißend Fremde, fehlte dies Anderssein …
Das ist vielen Naturschützern aus dem Herzen gesprochen!
Auf Wiedehopfpirsch im Kaiserstuhl
Wir haben nicht auf unser Sichtungsglück gewartet, sondern sind der richtigen Zeit am richtigen Ort sozusagen entgegengefahren. Sind am ersten Tag nach dem ersten Lockdown, am 18. Mai 2020, als Ferienwohnungen mit Selbstversorgung wieder vermietet werden durften, zum Kaiserstuhl gefahren und haben uns für eine Woche in Wasenweiler bei Ihringen eingenistet. Was für eine Landschaft: altes Vulkangestein unter den Füßen, steile wärmespeichernde Lösshänge in und über den Weingärten, einige wenige Hohlwege mit üppig bewachsenen Böschungen, die die Flurbereinigung übrig gelassen hat.
In der Nähe unserer Ferienwohnung unermüdlich singende Nachtigallen – einmal habe ich fünf gleichzeitig gezählt. Pirole. Sumpfrohrsänger. Mönchsgrasmücken mit ihrem Süddialekt. Die Kuckucke. Dazu die rollenden Rufe überfliegender Bienenfresser, die gleich um die Ecke bei Ihringen an einer Lösswand mit Bruthöhlen zu bestaunen sind. Ein großesfarbenprächtiges und klangmächtigesErlebnis mit leicht bitterem Beigeschmack, darüber wird noch zu berichten sein.
Und die Wiedehopfe? Gleich am ersten Morgen nach unserer Ankunft wandern wir ins Betzental, wo wir von einer Anhöhe herunter nach Wiedehopfen horchen und spähen. Da müssten sie doch sein? Oder? Natürlich „nichts“. Nichts? Was für eine Untertreibung an einem Maimorgen im Kaiserstuhl! Da sind die Scharen von jungen Staren, die in den Kirschbäumen lärmen, großen ausladenden Bäumen, die hügelabwärts die Grenze zwischen einem Weinberg und einer Ostplantage markieren. Da ist der ganze übrige Morgenchor, ein Pirol zum Beispiel, Mönche zum Beispiel, überfliegende Bienenfresser und … da ist er! Dieser Ruf! Nie gehört, aber unverkennbar.
Ich laufe schnell den Hügel hinab, schalte währenddessen das Aufnahmegerät ein, verheddere mich bei der ersten Tonaufnahme – wollte die Annäherung aufnehmen – perdu. Hinter der alten Rebhütte biege ich in den Weinberg ein. Berge mich unter dem Kirschbaumschatten. Seitlich die erste Reihe der Weinstöcke. Halte mich still und das Mikro wackelfrei. Mein Blick wandert zu der Rebhütte hinüber, die mit Nistkästen behängt ist. Weit unten hat sie ein großes Einflugloch. Das muss eine der Rebhütten sein, die für die Wiedehopfe bereit gestellt werden. Vielleicht hat sich der Vogel, den ich ich gerade gehört habe, diesen Brutplatz schon ausgesucht. Er wird doch nicht weggeflogen sein? Nein, da ist er wieder, der Huppup, der Bubbelhahn, und ein Wendehals dazu, sie singen beide, was für ein Glück!
Auch der Wendehals ist einer der Vögel, die unter intensivierter Landwitschaft leiden und weitgehend aus unserem Blick- und Hörfeld verschwunden sind. Ein Specht, der nicht trommelt, nicht klopft, keine Nisthöhlen zimmert, auf Bruthöhlen angewiesen ist. Und ganz und gar auf Ameisenkost spezialisiert ist: darin ähnelt er seinem großen Verwandten, dem Grünspecht. Ansonsten ist er deckfarben, einer von der k.b.u.-Sorte (klein, braun, unauffällig) – auffällig wird er nur, wenn er seine Quäkstrophen herunterleiert: darin ähnelt er einem anderen Verwandten, dem Mittelspecht. Dieser hier dürfte noch nicht lange aus dem Süden zurück sein, und er ist in Quäklaune! Während mein Gefährte mit seinem Fotoapparat zwischen den Weinstöcken und Baumreihen verschwindet, um den Wiedehopf zu fotografrieren – leider nicht sehr erfolgreich, wie sich später herausstellt – bleibe ich hocken und tauche in ein bemerkenswertes Maikonzert ein, angeführt von der aufgeregten Schar junger Stare mit ihrem Halbstarkenlärm in den halbreifen Kirschen.. Gleich zu Beginn setzt das hup-hup-hup des Wiedehopfs ein, ein wenig dumpf, liegt bei nur 500 Hz, doch in munter hüpfender Rhythmisierung, gefolgt vom stets leicht ansteigenden Wendehalsquäken in höherer Tonlage, und ab 00:20 fügt, gut hörbar, eine Mönchsgrasmücke ihre Strophen dazwischen. Ferner oder näher melden sich Mäusebussard, Pirol, Hausrotschwanz, Buchfink, Feldgrille, am Ende ein Zilpzalp. Ab 04:14 ist der Wiedehopf ganz nah:
Das Spektakulärste ist der ab 04:28 einsetzende Laut, der mich zunächst völlig verblüfft, eine Art ärgerlichen Fauchkrächzens. Das ist vermutlich der zweite Wiedehopf, der sich schon ein paarmal, weiter weg im Hintergrund, gemeldet hat. Nach Bergmann soll dieses Fauchen bei Kämpfen zwischen Artgenossen oder Annäherung eines Feindes zu hören sein. Ein Aggressionsruf also, zumindest ein Ausdruck starker Erregung, mit Sicherheit gilt er nicht mir. Denn das Fauchkrächzen wird zwischen den hup-hup-hups fortgesetzt und offenbar vom ersten Wiedehopf erwidert.
Soviel zu diesem ausgefallenen Konzert. Am nächsten Morgen sind wir kurz nach 5:00 Uhr vor Ort. Wir finden einen Brutkasten, der niedrig in einem Obstbaum aufgehängt ist. Und die Wiedehopfe sind da, entziehen sich wieder erfolgreich dem Fotografieren, aber meinem Mikro verweigern sie nichts:
Ob es ein Pärchen ist, das hier in der alten Rebhütte odern im Brutkasten brüten will? Auswahl haben sie jedenfalls!
Nachsatz im Januar 2022: Im Falken 1/2022 hat Dr. Hermann Stickroth einen sehr interessanten und informativen Artikel veröffentlich:König ohne Königreich- Vogel des Jahres 2022 – Der Wiedehopf
frühlingsknospen unter den flügeln balzflug als sturzflug ins ungewisse
schwankender zweig
zages lied so klein so gewiss übern straßenlärm ins graue gesungen:
hauptsache jetzt hauptsache die gefährtin hauptsache unentwegt während die knospen springen das lied so gewiss wie eine schöne schlange die aufsteigt aus ihrem korb und sich wiegt ins blauende grau geschwungen
sagt Nelly Sachs und das stimmt: insekten waltrompeten geheul von hyänen und welpen kratzen schaben zupfen zuzzeln am stets verhüllten das sich unseren blicken entzieht.
aber vögel
wurzelnd im bodenlosen können mit ihren gefiederten stimmen späne abhobeln vom unsichtbaren neumen notate glitzersplitter
jetzt löst sich das licht aus der nacht öffnet den vögeln die schnäbel und stürzt es gibt keine erlösung den blättern in sämtliche poren: es gibt strahlendes grün keine erlösung nackt und rot übersteigt es gibt die sonne schwarz hingeduckte häuser: hebt sie keine je höher sie steigt erlösung aus ihren schatten hervor
unter dieses massive dach das den regen nicht schlucken kann unter diese prächtigen früchte die mit der reife zu faulen beginnen unter diese gleichschrittmenge deren artgesetz mich zwingt zu lachen wenn ich schönes töte:
erhöre mich geist aus dem unbehausten waldland die weiche glätte meines sessels schmerzt mich ich sehne mich nach einem morschen baumstumpf sehne mich nach larven käfern die ans licht gestiegen kommen: zu führen mich in ihr
gesichtsloses reich
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