aus dem großen klang der mich atmet forme ich mit lust den tönenden augenblick mische aus gold und federschwärze mein amselmoll aus sonnengesprenksel den einen hohen ton –
ein kickser für den regenwurm der mir magen und muskeln wärmt
und schon mit der doppelkehle eine neue phrase voraus geschmeckt und die melodie von gestern gehörig moduliert
schön ist es durch meine kehlen den flügelschlag des windes zu pressen den regen zu runden und zu taktieren den staub mit lichtspritzern zu verwirbeln das züngeln der grünen flammen täglich von neuem zu intonieren –
und wieder ein regenwurm in meinen schlund geringelt
ringsum in nachbarrevieren glucksen meine schwarzen genossen singen mit leib hirn und herz ihre soli denen ich aufmerksam lausche um ihnen gebührend antwort zu flöten
während ich meine leiser trällernde braune schöne und unsere vorlaute brut mit schönen tönen verwöhne samt allem was uns lauschend umringt
Ende September. Vorgestern war es Mittags noch heiß, der Himmel voller Sonnenbläue, auf jedem zweiten Dachfirst haben die Hausrotschwänze gesungen. Dennoch sind jetzt inmitten der Lichtfülle die Keime künftiger Dunkelheit zu spüren und verbreiten eine gewisse Melancholie. Die Sonnenblumen an den Feldrändern lassen ihre samenschweren Köpfe hängen. Wo nicht ständig gemäht wird, blühen die Herbstzeitlosen, schließen sich am Abend, öffnen sich am Morgen, und mit prallen Hagebutten an den Wildrosensträuchern verabschiedet sich der Spätsommer in den Herbst.
♫ Herbstkonzert am Rande des Dorfes um ein Pferdegehöft herum ♫ Rotkehlchen, junge Stieglitze, ein Star, der gleich mal den Mäusebussard imitiert und rauf und runter pfeift, Zilpzalp, Grünfinken, Elstern, Grünspecht, dazu Pferd und Esel geben dem Sommer ein farbenprächtiges, stimmkräftiges Abschiedskonzert
Längst jagen die Mauersegler unter afrikanischem Himmel. Viele unserer Schwarzmilane haben die Sahara überquert, Sumpfrohrsänger, Fitisse, Mehlschwalben sind verschwunden. Hier und da flitzt eine letzte Rauchschwalbe über die Viehweiden, schnell wird ihre Flugbahn gelöscht von herumstreunenden kleinen Starentrupps.
Nun, in diesem ersten der Herbst- und Wintermonate, deren Namen auf r endet, sammeln sich in der Feldmark Vögel, deren Namen mir R beginnen: Rotmilane, Rabenkrähen, Ringeltauben. Obwohl wir hier in einem Landstrich leben, in dem Rotmilane recht häufig sind, ist es für mich jedes Mal ein Erlebnis, ihnen zu begegnen, und jedes Mal muss ich sie „zu Ende gucken“, wie das mal eine Frau formuliert hat, um deren italienischen Olivenhain herum die faszinierenden Schlangenadler leben.
Rotmilane sind von einer wildromantischen Schönheit, die ich ab und an versuche, in Fotos zu bannen, was mir aber nie ganz zur Zufriedenheit gelingt. Der fast weiße Kopf, das rot changierende Gefieder, das helle scharfe Auge …
Und die Rufe, so sehnsüchtig wild, die nach Antwort verlangen! Oft entstehen dann Dialoge von Leitungsmast zu Leitungsmast, auf denen sie und andere Greife mit großer Vorliebe ansitzen, Mäuse kröpfen, rufen.
Gestern Morgen konnte ich einen Milan fotografieren, der sich auf den schütteren Wipfelzweigen einer Birke sonnte. Schien sich völlig sicher zu fühlen, ließ mich nahe herankommen, äugte, rief. Was er wohl wahrgenommen hat von der Figur, die die Kamera hob? Nachmittags hockten in den Stoppeln sechs der schönen Roten, stiegen einer nach dem andern in die Luft und kurvten lässig über der Feldmark zwischen unserem und dem Nachbardorf, während nahezu 100 Rabenkrähen und zwanzig Ringeltauben sitzen blieben.
Die Wildtauben sind sehr scheu, ihnen darf man nicht zu nahe kommen. Im September geht der Zug langsam los. Während unsere heimischen Ringeltauben oft Standvögel sind, fliegen nordöstliche Populationen bis Südfrankreich und Spanien. Zunächst sind es kleinere Trupps, die hier durchkommen, im Oktober oft große Wolken.
Auch Hohltauben, kleiner und wendiger, ohne jedes Weiß im Gefieder, finden sich regelmäßig dazwischen. Vor zwei Jahren habe ich an einem Oktobermorgen über 2000 Durchzügler gezählt und bin gespannt, wie sich das dieses Jahr entwickelt.
Und nicht zu vergessen die Rabenkrähen! Was, Du zählst auch Krähen, fragte mich eine Bekannte, die mich zu einem Monitoring begleitete. Schwankte ganz offensichtlich zwischen Erstaunen und Abscheu, denn sie gehört zu denen, die die Schwarzen für lästig und überflüssig halten, nahezu Ungeziefer. Ja, natürlich beobachte, „verhöre“ und zähle ich sie, die klugen Rabenvögel, die zu den Singvögeln zählen und viel stimmbegabter sind, als gemeinhin angenommen wird.
Was zur Zeit besonders spannend ist: wieder sind hier einzelne Rabenkrähen aufgetaucht, die durch unregelmäßig verteilte fast weiße Gefiederpartien auffallen, manche sehen geradezu gescheckt aus. Es könnte Leuzismus sein, genauer gesagt: Teilleuzismus, eine genetisch bedingte Abweichung. Zur Zeit wird jedoch auch diskutiert, inwieweit solche Fehlfarben durch Umweltgifte entstehen. Ich halte das für wahrscheinlich.
Stimmkräftig und ausdrucksstark: Rabenkrähen kommunizieren im Herbst:
its no or never brennt lichterloh der wald das feld die vögelein der veilchen- blick vergissnichtmein das täubchen fliegt aus seiner kluft – ich liebe dich mein herz mein du ruckediku blut ist im schuh
der tag wird kommen und trunkene flut der nöck der fluss der ozean der meerblick in die tulipan der rochen treibt aus seiner kluft – ich liebe dich mein herz mein du ruckediku blut ist im schuh
im frühtau zu berge der boden bebt die felsen und höhen der zinnenkranz der zwergenblick der riesentanz das mäuslein rennt aus seiner kluft – ich liebe dich mein herz mein du ruckediku blut steigt im schuh der regenbogen abgebrannt maikäfer fliegt in anderland
licht blendend erstarkt gift schwillt darin oder gabe der same ausgewindelt birst unterm sonnenbogen stumm züngelt der zeiger der waage schmeckt glutnester trunken schwankend ins unwetter teilen sich schlange und vogel was folgt bleibt ungewiss
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