herzwurzeln pflanzen

herzwurzeln pflanzen

in feuerstürmen verschwinden?
in schmelzwassern untergehn?
no!

lass uns lieber herzwurzeln pflanzen
dicht unterm bogen des
sonnenstrichs
da wo sich wildnis und ödnis
begegnen

herzwurzeln
unsere keimmütter
ich lege die blaue feder
des spähervogels dazu:
er wird’s uns
mit sicherheit künden
wann denn?
irgendgewiss!

wenn die ersten herzblätter sprießen
das kann lange dauern?
ja!

so lange bis sich der sonnenbogen
wieder um unsere herzkeime
schließt
so dass sie ins kraut schießen können
und keiner sie mehr
vergisst

wünsche und träume bevölkern die luft

wünsche und träume bevölkern die luft

unsichtbar
unausrottbar
immer präsent

die der vögel sind federleicht versteht sich
und meistens von winden zerzaust,
die der menschen erdenkloßschwer
und klebrig,
die der schlangen zusammengerollt,
verknäult die von hunden und katzen.
insekten träumen schillernd bunt
und ihre winzigen wünsche
können nicht mal ein lüftchen kräuseln.
plump kommen die saurierträume daher
die uns nie verlassen haben
zackig wunschlos leer

der wind bläst durch alle hindurch
spielt damit
reibt und stößt sich daran
gibt ihnen laut
macht wetter aus träumen und wünschen
das niemand erklären kann

schließ die augen
lass sie alle
mit deinen flatternden lidern spielen
hör ihnen zu
sag nichts
sag nichts
und sing mit ihnen dein lied

gedenken

gedenken

totensonntage brauche ich nicht.
nachfahrin derer
die schornsteine aufrichteten
um vernichtende
todesfugen zu feiern
und nun in mir spuken, sprachlos
versuche ich, nachfahrin, nachtfahrerin
die asche
aus meinen ohren zu klauben
den staub
zu nesteln aus augen und haar

um sie im gedenken zu bergen

zur weisheit und wohlfahrt kommender
damit ihnen leben glückt

brachvogeltriller

brachvogeltriller


sehnsucht nach brachvogel-
trillern
vom wind ins ohr gestrichen
vibrierend im rückenmark
auf dass es gestillt wird
das stammeln
das falsche zeugnis der zungen-
schläge
das echogebrause der worte

STOP!

triller als glücksspirale
um meinen hals geschlungen
flieg ich ins damals des jetzt:
zeit voran und voraus
bläst im schachtelhalmwald
ein gnom oder wassermann
sein lied auf
archeopteryxknochen
synkopiert den brachvogel-
triller
bis es die zeiten durchrauscht:
ein wortvergessenes
weltgewandtes
ensemble modern duett

wargames

wargames

2001

es wird wieder mal
einmarschiert
hexenjagd?
peanuts!
apokalypse now …

phoenix im sperrfeuer
bruzzelnd
gerupftes huhn, armes
geschmacksfäden in den lefzen ringsum
rudelgesetz

please don’t speak foreign
languages
it might be …

(alle federn verstreut)

might be wrong

und bruzzelt
poor beast
nackt
die asche
lässt auf sich warten


menetekel

menetekel

frühe zeit, ins schwimmbad gelagert
wo friedliches flugzeuggebrumm
mich tiefer eintauchen ließ
in knallblauen sommergenuss.
damals die zeichen nicht erkannt.
heute unter bayrischem himmel
keine sorge dass dem blau
auch wenn es sich wolkenlos wölbt
das weiße ausgehen könnte:
himmelsschreiber und wolken-
schieber malen stündlich aufs neue
das menetekel ins blau, ins grau: netze
die leuchtend den himmel durchkreuzen
mit schmierigem gummi das blau aus-
radieren und spuren um spuren ziehen:
zeichen des großen networks
kleb- und giftfäden die wir spinnen
und kreuz und quer enger spannen
damit er nicht mehr durch die maschen
schlüpfen und weiter mit atemberaubender
weiße genährt und gestopft werden kann:
der tod friedlicher sommerbläue
über uns und allem was kommt

haut

haut

protein und subcutis
vena voll hämoglobin
kenn ich doch nicht das gerüstwerk
meiner haut rotweiß fahlgrün

zwischen papillen und spalten
zerkreist und zweigt globusstumm
was wir nicht halten können‘
und was uns hält um und um

in solchen eiweißhöhlen
flackert ein wehrfeuer weiß
drinnen friert wenn ich erröte
ein fiebergefunkel zu eis

toll rollt in erbalten bahnen
bauend und ungestalt
was scharfe linsen verhehlen:
vermoderte sonnen vom schachtelhalmwald