eiszeit
manchmal
ist es kalt auf der erde
luft splittert in den poren der haut
in blüten wächst eis
wie löwenzahn fliegt die lust davon
aber weit
die worte sinken in toten kristall
aber tief
und warm wird nur wieder von
fremden feuern
Vogel- und Naturbeobachtungen, Vogelstimmen, Musik der Vögel, Lyrik
manchmal
ist es kalt auf der erde
luft splittert in den poren der haut
in blüten wächst eis
wie löwenzahn fliegt die lust davon
aber weit
die worte sinken in toten kristall
aber tief
und warm wird nur wieder von
fremden feuern
endlos im aufstieg begriffen
immer den rauchzeichen nach
ankunft
niemals und doch
den flammen näher denn je
ätna glatzköpfiger alter
gorgon voller flugaschenglut
esskastanienumkräzter
feuermoloch der sich wälzt im
eignen geschmolzenen
fleisch
worin das zyklopenaug kocht
larvenhaut: lavaverbrannte:
was sich entzündet an dir
nie kehrt es zurück zur
verlorenen
form
lange gespäht
gebohrt geforscht:
es bleibt
unentschlüsselbar
so offenbar verborgen
so hochmohnrot leuchtend
und lodernd
dass der blick unversehens
den schleier nimmt
alle schlüssel die ich
in händen hielt
lösten sich auf in dunst
und flogen als
distelsamen davon
mir bleiben nur die lieder
der bäume und wilden vögel
und die wissenden
stimmen der kinder
fremdzüngig allesamt
die es mir in die ohren rauschen
so verborgen so offenbar
dass ich nichts anderes kann
als lauschen lauschen
und lauschen
container halten mauloffen feil
tag unter: die nachtschwadron
rückt an das
nacktgeschwänzte regiment
seine langen barthaare hissend
besteigt es tausend containerthrone
wo fäulnis die knöchelchen
schwingt und nacht ihr loddergelumpe
lüpft aus plaste elaste kadavermüll
und das heer an den abfallbusen drückt
den überfließenden fetten – das
nagt und schmatzt und vergoustiert und
hört den spielmann nicht
der lockend die fängerflöte bläst –
ihm folgen nur die kinder der welt
ins sesam öffne dich nicht …
die grauen
pfeifen sich eins
nicht jede wenn der morgen blaut
schlüpft in ihr kloakennest zurück
sondern
hockt sich auf ihre hinterbeine am
sockel des obelisken
die vorderpfötchen zur brust
gefaltet
pfeift allem was da vorübertreibt
die pestilenz an den hals
junijuchzer
im grün über grün der quell
der sich nicht finden lässt
ist immer da samt quellnymph
tarnt sich mit schillernden
schleiern aus wind
kichert
verlacht meine mühseligkeiten
ich sollte das stöbern lassen
weiß ja man kann das wunder
nur ohne frommen firlefanz
wie die kinder verpurzelbäumen
oder im trampolin
mit hochgezogenen springfüßen treten
wie den wind die luft das garnichts
bis es wippt und mit sorglosen juchzern
über alles taube geschneck hinweg
mich tiefer verstört und betört
in feuerstürmen verschwinden?
in schmelzwassern untergehn?
no!
lass uns lieber herzwurzeln pflanzen
dicht unterm bogen des
sonnenstrichs
da wo sich wildnis und ödnis
begegnen
herzwurzeln
unsere keimmütter
ich lege die blaue feder
des spähervogels dazu:
er wird’s uns
mit sicherheit künden
wann denn?
irgendgewiss!
wenn die ersten herzblätter sprießen
das kann lange dauern?
ja!
so lange bis sich der sonnenbogen
wieder um unsere herzkeime
schließt
so dass sie ins kraut schießen können
und keiner sie mehr
vergisst
wünsche und träume bevölkern die luft
unsichtbar
unausrottbar
immer präsent
die der vögel sind federleicht versteht sich
und meistens von winden zerzaust,
die der menschen erdenkloßschwer
und klebrig,
die der schlangen zusammengerollt,
verknäult die von hunden und katzen.
insekten träumen schillernd bunt
und ihre winzigen wünsche
können nicht mal ein lüftchen kräuseln.
plump kommen die saurierträume daher
die uns nie verlassen haben
zackig wunschlos leer
der wind bläst durch alle hindurch
spielt damit
reibt und stößt sich daran
gibt ihnen laut
macht wetter aus träumen und wünschen
das niemand erklären kann
schließ die augen
lass sie alle
mit deinen flatternden lidern spielen
hör ihnen zu
sag nichts
sag nichts
und sing mit ihnen dein lied
herbstnotiz
der sommer hat sich entblättert.
kurz bemessene frist wo
laubvögeln flügel wachsen
bevor sie den boden bemodern
nacktheit der bäume
trägt schwer am licht.
zweige zerren und zurren
um mit den winden zu wandern.
vergeblich
was fliehen muss schweigt.
schwankend um unsichtbare mitten
lockt die erde lockert den griff
blätter rauschen zur erde vergehen
im erdrauch
wieder wohnt
himmel zwischen den zweigen
hüpfen
vögel lichtwidder sommerfetzen
verglühendes grün
überall
reiche ernte des regens
falls:
sonnengewendet
diesseits von schmerz
totensonntage brauche ich nicht.
nachfahrin derer
die schornsteine aufrichteten
um vernichtende
todesfugen zu feiern
und nun in mir spuken, sprachlos
versuche ich, nachfahrin, nachtfahrerin
die asche
aus meinen ohren zu klauben
den staub
zu nesteln aus augen und haar
um sie im gedenken zu bergen
zur weisheit und wohlfahrt kommender
damit ihnen leben glückt
windgezupft
unter den wolken
abwärts
federharfe ich
stürze töne gleite
durchpfeile das
baumpieperlied
so grün das gras
so grün
ich stumm
geduckt ins
wachtelkönig geschnärr
und wieder
hoch geschnellt
himmelsziege ich
federspiel
scharfer windgeharfter
himmlischer fluggesang
sehnsucht nach brachvogel-
trillern
vom wind ins ohr gestrichen
vibrierend im rückenmark
auf dass es gestillt wird
das stammeln
das falsche zeugnis der zungen-
schläge
das echogebrause der worte
STOP!
triller als glücksspirale
um meinen hals geschlungen
flieg ich ins damals des jetzt:
zeit voran und voraus
bläst im schachtelhalmwald
ein gnom oder wassermann
sein lied auf
archeopteryxknochen
synkopiert den brachvogel-
triller
bis es die zeiten durchrauscht:
ein wortvergessenes
weltgewandtes
ensemble modern duett