wargames

wargames

2001

es wird wieder mal
einmarschiert
hexenjagd?
peanuts!
apokalypse now …

phoenix im sperrfeuer
bruzzelnd
gerupftes huhn, armes
geschmacksfäden in den lefzen ringsum
rudelgesetz

please don’t speak foreign
languages
it might be …

(alle federn verstreut)

might be wrong

und bruzzelt
poor beast
nackt
die asche
lässt auf sich warten


menetekel

menetekel

frühe zeit, ins schwimmbad gelagert
wo friedliches flugzeuggebrumm
mich tiefer eintauchen ließ
in knallblauen sommergenuss.
damals die zeichen nicht erkannt.
heute unter bayrischem himmel
keine sorge dass dem blau
auch wenn es sich wolkenlos wölbt
das weiße ausgehen könnte:
himmelsschreiber und wolken-
schieber malen stündlich aufs neue
das menetekel ins blau, ins grau: netze
die leuchtend den himmel durchkreuzen
mit schmierigem gummi das blau aus-
radieren und spuren um spuren ziehen:
zeichen des großen networks
kleb- und giftfäden die wir spinnen
und kreuz und quer enger spannen
damit er nicht mehr durch die maschen
schlüpfen und weiter mit atemberaubender
weiße genährt und gestopft werden kann:
der tod friedlicher sommerbläue
über uns und allem was kommt

haut

haut

protein und subcutis
vena voll hämoglobin
kenn ich doch nicht das gerüstwerk
meiner haut rotweiß fahlgrün

zwischen papillen und spalten
zerkreist und zweigt globusstumm
was wir nicht halten können‘
und was uns hält um und um

in solchen eiweißhöhlen
flackert ein wehrfeuer weiß
drinnen friert wenn ich erröte
ein fiebergefunkel zu eis

toll rollt in erbalten bahnen
bauend und ungestalt
was scharfe linsen verhehlen:
vermoderte sonnen vom schachtelhalmwald

rad des lebens

rad des lebens

alle häuser
worin du lebst
sind weniger als staub

das geheimnis bleibt unnennbar
aus dem du aufgetaucht bist

am anfang ist da erinnerung
früher zauber der kindheit
der alles mit glanz durchtränkt

er verdunstet im schmelz-
topf des lebens aus dem du
glühend hervorgehst und härtest
während du kühlst

unnennbar bleibt das geheimnis
das immer gekannte
lange vergessene
in das du schließlich zurücktauchst

alle häuser
worin du gelebt hast
sind weniger als staub

von der kunst einen schweren stein zu heben

von der kunst einen schweren stein zu heben


ganz einfach soll es sein einen riesigen stein zu heben
einen findling aus urvorzeiten er sollte grünmoderig sein.

zuerst musst du mit dem mittelfinger
(hast du ihn noch dann dem rechten)
nach einer kleinen delle tasten da
wo er sich gerade vom boden wegwölbt
in den seine schwere ihn drückt.

dann die spitze des kleinen fingers links
leicht in die delle legen
und ausatmend schräg nach unten
blasen dass der luftstrom
(er braucht gar nicht kräftig zu sein)
die steinwölbung gut von oben her trifft.

denn so wie vögel nur gegen den wind
landen und auffliegen können
so kann sich ein alter schwerer
stein nur gegen den atemstrom heben
den du auf ihn gerichtet hältst
geduldig und zeitvergesslich.

nun sanften druck ausüben mit der
kuppe des kleinfingers links –
und den ausatemstrom nicht vergessen.
am besten die augen kurz schließen
um das leise ruckeln zu spüren das
den stein langsam aus seiner schwere löst.
weiter atmen und halten doch nicht
forcieren das würde der lösung nur
hinderlich sein.

mit einem satten schmatz gibt die
erde schließlich die haftung frei
und torkelnd wie ein junger kreisel
noch völlig unkundig seines geschicks
hebt sich der stein in die luft.

dies die zeit um den finger den kleinen
ohne hast aus der mulde zu nehmen und die
augen aufzusperren:
alle steinhuckel sind jetzt mit federn
bestückt schwarz grau und blau manche grün
die sich zu flügeln zusammenfügen.

und hohlzüngig aus tausend schrunden
grinsend schwingt sich der alte aufs dach
wirft dir ein knickfederchen vor die füße und steigt
(jetzt lass deinen linken arm fallen)
kerzenrauchgerade hoch
zieht wo der aufwind ihm günstig ist
kräftige geierspiralen
verschwindet schließlich mit reiher-
gekrächz über dem wolkentuff rechts
der eilig den himmel befährt.

zurück bleiben nur das federspiel und
käfer- und ameisenvolk das über den freien
boden herfällt um gänge und gruben zu buddeln.

der stein wird nicht wiederkommen.
vielleicht aber steckt bald im briefkasten-
schlitz eine karte vom uruguruatoll
ohne poststempel absender unterschrift
darauf steht nur: mir geht es gut ich hoffe
ihnen desgleichen!
auf der bildseite ist nichts zu sehen als
wasser von einem zum andern ende und
mittendrin ein punkt.

das wasser sieht aus wie luft in der sich ein
vogel himmelwärts schraubt.
der punkt ist wenn du die lupe
nimmst links unten leicht eingedellt
und besonders schattengeschwärzt
und wackelt dir zu wie ein lämmerschwanz:
grinsend.

und daran erkennst du ihn

die jahre

die jahre

die hacken straff die brüste
hoch geschwungen
so ging ich durch die
frühe reifezeit
das hirn noch wundergrün
und beinah ohne schrunden
zum aufbruch jederzeit bereit

bin ich genügend aufgebrochen?
die jahre sind geblieben wo?

mein schöner sommerhut
ist längst verschwunden
samt kompass stetig
auf zenit gepeilt.
nun paaren sich die
wunder mit den wunden
im auge jeden neuen
wirbelsturms

mein altersross scharrt
mit dem eisenlosen huf.
ich steige auf lass alle
zügel schleifen
und spür: die zeiten-
schrunde heilt.
muss nun nicht länger
nach den sternen greifen
und folge dunklem
erdenruf

der mann der unterm regen singt

der mann der unterm regen singt

ich singe
ich bin der mann der singt
der mann der unterm hut unterm schirm
der unter dem regen singt

ich singe das trommeln das schmatzen
das glucksen
das klatschen der wasser im wind
ich singe den klang den die rauen tropfen
mir auf mein graues regendach klopfen

ich singe den hufschlag meines gauls
im takt seines zottelschritts
das deichselquarren das zaumzeugknarren
im takt meines quatschnassen tritts

ich singe die straße die hinter uns
in endloser feuchte versinkt
ich singe den weißen stern der dem gaul
auf seiner stirne blinkt

ich singe den asphalt die schwärze die nässe
die pfützen die wolken den wind
ich singe
ich bin der mann
der mann der im regen klingt